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Doli Bottle Gründerin Sarina Vieth: „Wir als Frauen dürfen uns gegenseitig supporten“

Copyright: Doli Bottles

Katharina: Liebe Sarina, erzähle uns von dir. Wer bist du und was machst du?

Sarina: Ich bin Sarina, 29 Jahre alt und habe vor drei Jahren mit meinem Freund gemeinsam das Start-Up Doli Bottles gegründet. Wir waren nach dem Studium auf einer Asienreise und haben dort unglaublich viel Plastikmüll gesehen. Wir wollten selber etwas daran ändern und sind auf die Idee gekommen, eine wiederverwendbare Trinkflasche aus Glas zu entwickeln, die so stilvoll ist, sodass man sie mitnehmen möchte.

 

Katharina: Was waren die ersten Schritte nach der Entwicklung eurer Idee?

Sarina: Nach der Reise haben wir erst einmal unsere „normalen“ Jobs angefangen und etwas ganz anderes gemacht. In unserer Freizeit haben wir an der Idee gearbeitet und eine Zeichnung angefertigt. Wir haben mit Buntstiften vorgezeichnet, wie eine Trinkflasche aussehen müsste, die uns gut gefällt. (lacht)

Der nächste Schritt war, dass wir einen Freund gefragt haben, der einen 3D Drucker hat, ob er uns unsere Skizze als 3D Druck herstellt. So konnten wir uns die Maße besser vorstellen und etwas in der Hand halten. Wir konnten beispielsweise sehen, ob sie gut in der Hand liegt, stabil steht oder wie hoch sie ist.

 

Katharina: Ihr habt als Paar gegründet. Magst du uns deine Erfahrungen dazu schildern?

Sarina: Generell sehe ich unsere Zusammenarbeit sehr positiv, deswegen machen wir es auch immer noch zusammen. Aber natürlich gab es hin und wieder auch Schwierigkeiten. Ich glaube, dass wir uns erst noch einspielen mussten, weil wir vom Charakter sehr unterschiedlich sind und andere Stärken und Schwächen haben.

Irgendwann haben wir dann festgestellt, dass es total positiv ist, dass man anders über Sachen denkt und es eher ergänzend wahrnehmen sollte als gegeneinander. Wir haben extrem viel Zeit in den letzten drei Jahren für die Firma verbracht, da wäre es schwierig gewesen, eine Beziehung aufrecht zu erhalten.

Natürlich hat man auch jemanden an seine Seite, auf den man sich immer verlassen kann, den man vertraut und von dem man sehr ehrliche Antworten bekommt. Man überlegt nicht lange, wie man etwas formuliert, sondern sagt einfach das, was man denkt.

 

 

Copyright: Doli Bottles

 

 

Katharina: Was war dein schönstes Erlebnis in der Gründung?

Sarina: Ein sehr schöner Moment war, als wir das erste Mal unser Produkt in den Händen gehalten haben. Vorher haben wir immer nur Einzelteile vom Produzenten bekommen, als dann aber das ganze Produkt angekommen ist, war das sehr schön. Vor zwei waren wir dann zum Beispiel bei den Bambis eingeladen, weil die Dolis in den Goodie Bags waren. Aber auch immer wieder, wenn man einen großen Auftrag gewinnt oder auch einen Auftrag, den man selber besonders schön findet.

Oder auch einfach, wenn Kunden uns schreiben. Ich finde das total schön, wenn wir eine E-Mail oder Nachricht von unseren Kunden bekommen, die uns mitteilen, wie begeistert sie von den Trinkflaschen sind.

 

Katharina: Gab es auch Hürden, die ihr nehmen musstest und wie seid ihr damit umgegangen?

Sarina: Es gibt immer wieder Hürden. Alle zwei bis drei Wochen kommt wieder etwas, wo man nicht so richtig weiterweiß. Als Selbstständiger muss man alles selber machen und kann nie jemanden so richtig fragen. Im Endeffekt musst du dich selbst entscheiden und da sind immer wieder Schwierigkeiten dabei.

Die schwierigste Zeit war am Anfang, als wir das Start-Up neben dem Job geführt haben. Irgendwann wurde die Arbeit so viel, dass wir das zeitlich nicht mehr geschafft haben. Wir haben immer abends und am Wochenende gearbeitet, uns teilweise Urlaub für Messen genommen und nachts um zwei Uhr zurückgekommen, um morgens um acht wieder im Büro zu sitzen. Kurz vor der Kündigung wurde das Vereinen der beiden Jobs immer schwieriger und war mit die größte Hürde.

Genau wie die Finanzen am Anfang. Wir haben so lange noch nebenbei gearbeitet, weil wir nicht finanziert sind und haben jeden Monat alles was übrig war in das Unternehmen gesteckt. Aber trotzdem gab es immer mal Phasen, wo es auch finanziell schwierig war. Ich glaube das Wichtigste ist immer dranzubleiben. Man hätte zwischendurch bestimmt fünf bis sechs Mal aufhören können, aber wir haben einfach weitergemacht.

 

 

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Katharina: Was sind deine Tipps für Gründerinnen?

Sarina: Auf jeden Fall immer Dranbleiben und sich nicht so schnell geschlagen geben.

Netzwerken gehört auch dazu! Wir waren ganz oft auf Veranstaltungen, von denen wir uns nicht so viel versprochen haben und trotzdem haben wir immer Kontakte für spätere Aufträge, weitere Kontakte oder Tipps kennengelernt.

Es gibt auch immer mehr Netzwerke für Frauen in denen sich Gründerinnen austauschen können, die vielleicht auch vor anderen Problemen stehen als die Männer. Ein Beispiel wäre Female Innovation Hub, die oft Veranstaltungen organisieren. Deine Facebook-Gruppe Katis Girlcrew lohnt sich natürlich auch, sodass man sich einfach mal austauscht.

Die Start-Up Welt ist schon sehr Männer dominiert, das merke ich immer wieder. Auf Veranstaltungen sind oft zu 90 Prozent Männer und wir als Frauen dürfen uns gegenseitig supporten.

 

Katharina: Was bedeutet Erfolg für dich?

Sarina: Das ist eine interessante Frage. In den letzten drei Jahren hat sich das bei mir richtig geändert. Nach meinem BWL-Studium habe ich mich im Konzern gesehen. Ich habe eine Zeit bei Vodafone gearbeitet und mich die Karriereleiter hochklettern sehen.

Das ist völlig anders geworden. Für mich bedeutet Erfolg, dass man jeden Tag das machen kann, was man machen möchte und das auch mehrere Menschen weiterbringt. Erfolg ist nicht mehr nur mich selbst in den Fokus zu stellen, sondern auch die Gesellschaft. Außerdem ist Erfolg für mich nicht mehr an Geld geknüpft.

 

Katharina: Hast du Lieblingsbücher?

Sarina: „Lean In“ von Sheryl Sandberg gehört auf jeden Fall dazu und hat mich persönlich sehr weitergebracht. „Rich Dad Poor Dad“ gehört auch dazu und ansonsten lese ich gerne Blogs und Magazine.

 

 

 

 

Ich mag das Enorm Magazin sehr gerne, in dem es viel um Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht, im Fashionbereich lese ich gerne GalmeetsGlam, ein Blog aus Amerika.

 

Katharina: Was würdest du einer jüngeren Sarina mit auf dem Weg geben?

Sarina: Ich hätte mich schneller selbstständig gemacht. Im Nachhinein hätten wir viel schneller Vollzeit starten müssen. So lange man etwas nur nebenbei macht, bleibt das auch immer nebenbei, weil man zu viele andere Sachen hat, auf die man sich fokussieren muss.

Ich hätte vorher nicht gedacht, wie sich das verändert, wenn man ein Unternehmen Vollzeit führt, aber es hat sich komplett verändert. Man hat vorher Ängste, die total unbegründet sind und wovon nichts eintritt. Mir hat total geholfen, dass ich mir überlegt habe, was das Schlimmste ist, was passieren kann.

Ich hätte schnell wieder einen Job gefunden, mögliche Schulden beglichen und vor allen eine Menge Erfahrung gesammelt. Diese Erfahrung ist viel mehr Wert als ein paar Schulden mit denen man daraus geht.

 

 

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Katharina: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Sarina: Das Unternehmen soll sehr gerne wachsen. Wir haben kein Unternehmen aufgebaut, um das irgendwann zu verkaufen, wir wollen unser „Baby“ schon wachsen sehen. Unsere Ziele sind es, in fünf bis zehn Jahren einige Mitarbeiter zu haben und europaweit zu expandieren.

Für mich persönlich ist es wichtig, dass ich fachlich immer besser werde. Momentan mache ich alles und bin dadurch in keinem Thema besonders detailliert. Mit Mitarbeitern kann ich mich in der Zukunft auf Themen fokussieren, in denen ich mich selbst sehe. Ursprünglich komme ich aus dem Marketing und würde gerne mehr zum Thema Branding machen. Leider bleibt das gerade auf der Strecke, weil wir 1000 andere Dinge zu tun haben. In dem Bereich würde ich mich gerne weiterentwickeln.

 

Katharina: Vielen Dank, liebe Sarina!

 

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www.doli-bottles.com

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