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Meine Heimat – Eine Hassliebe?

Meine Heimat: Einige von euch wissen sicherlich, dass ich aus Vreden komme, einer kleinen Stadt im Münsterland, Nordrhein-Westfalen mit rund 25.000 Einwohner. Die Stadt liegt direkt an der holländischen Grenzen, was mich dazu veranlasst hat, niederländisch sprechen zu lernen. Die Nähe zu Holland mochte ich schon immer, schließlich bin ich zur Hälfte niederländisch. Ansonsten gab es in Vreden leider nicht viel, was man als junger Teenager unternehmen konnte, nicht einmal eine Zugverbindung in die nächst größere Stadt.

Vor Kurzem habe ich eine Nachricht von einer alten Mitschülerin bekommen. Es heißt: „[…] Hast du Lust darüber zu sprechen, was dich hier in Vreden inspiriert hat? Wenn du schon mal drüber gesprochen hast, hat sich das sonst auch erledigt, aber würde ich wohl interessant finden.“ Ich habe mich über die Nachricht gefreut und wollte wirklich gerne davon erzählen, was mich dort inspiriert hat.

Jedoch gab es absolut nichts, was ich hätte aufzählen können. Ich habe mich in Vreden immer ein bisschen fehl am Platz gefühlt. Die Stadt hatte in meinem Interessenbereich Mode, Beauty, Magazine und Persönlichkeitsentwicklung einfach nichts zu bieten. Ich habe mich nach einer größeren Stadt gesehnt, in denen es coole Geschäfte, Museen und Events gab, die ich inspirierend und spannend fand.

Ich weiß, dass dieses Leben nicht für jeden erstrebenswert ist und sich viele Menschen in Vreden wohlfühlen. Das finde ich toll und freue mich für jeden, der dort glücklich ist. Ich selbst habe aber schon früh gemerkt, dass ich dort nicht glücklich werden kann und habe dem Abitur entgegengefiebert.

Das Abitur bedeutete für mich, endlich von zuhause ausziehen zu können und irgendwo zu studieren. Ich war 18 Jahre alt und habe mir nichts mehr gewünscht, als aus Vreden rauszukommen. Die Wahl fiel auf Düsseldorf, eine Stadt, von der ich immer geträumt habe, ein Teil von ihr zu sein. Hier gab es alles, was ich mir gewünscht habe. Vom Fitness-Studio für 15 Euro im Monat, coole Geschäften, schöne Restaurant und Cafés, eine große Universität, Museen, Events, einen Flughafen und einen großen Hauptbahnhof, der mich in die nächsten großen Städte bringen konnte.

 

Mein Zufluchtsort seit meiner Teenagerzeit: Modemagazine.

 

Ich habe meiner Mitschülerin also folgendes geantwortet: „Also um ehrlich zu sein, war Vreden immer meine Anti-Inspiration und ich wollte nur da raus. Aber mittlerweile bin ich auch wieder gerne da.“ Ob es Situationen gab, in denen ich das gemerkt habe oder ob mich meine Familie inspiriert hat, wollte meine Mitschülerin wissen. Das ist schwer zu sagen. Je klarer meine Idee von meinen „Traumleben“ wurde, desto mehr habe ich gemerkt, dass ich in Vreden nicht glücklich werden kann. Jeden Monat habe ich mir massenweise Magazine an meiner Tankstelle gekauft und bin in die Welt eingetaucht, zu der ich gehören wollte.

Ich kann nicht sagen, woher dieser Wunsch kam, wahrscheinlich ist einfach ein Großstadtkind in mir verloren gegangen. Zum Glück hatte ich immer meine beste Freundin an meiner Seite, die so wie ich etwas von der Welt sehen wollte. Und so machten wir uns schon mit 16 regelmäßig auf dem Weg nach London, Amsterdam oder Berlin. Was für ein herrliches Gefühl es war, andere Menschen zu sehen und die zugegeben etwas verschmutze Stadtluft zu schnuppern. Für uns gab es nichts besseres.

Ich hatte das Glück, eine Mutter zu haben, die immer darauf vertraut hat, dass ich das Richtige für mich tue. Sie hat mir die Freiheit gegeben, überall hinzureisen, solange ich das wollte. Sie hat mir vertraut und konnte meine Wünsche bestens nachvollziehen. Sie fand es toll, dass ich meinen Weg gehe, egal wie er aussehen würde und dass ich dabei glücklich bin. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Trotzdem war natürlich nicht alles schrecklich in Vreden. Die Stadt, meine Familie und meine Freunde dort haben mich zu dem gemacht, wer ich heute bin und dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Ich hatte eine tolle Schulzeit, tolle Freunde und eine glückliche Kindheit. Nichts davon will ich heute missen. Ich habe viele schöne, aber auch nicht so schöne Erfahrungen gemacht und bin froh, jede einzelne dort erlebt zu haben.

Obwohl ich mich in Düsseldorf pudelwohl fühle, gibt es Zeiten, in denen ich meine Familie sehr vermisse. Aber weil ich ja nicht aus der Welt bin, steige ich in den Zug und fahre nach Hause. In rund drei Stunden, mit dem Auto sogar nur eineinhalb Stunden sitze ich dann zuhause auf dem Sofa und bin wieder in meiner Heimat.

Und dann bin ich froh, zwei Zuhauses zu haben. Ein Zuhause befindet sich in Vreden bei meiner Familie und all den Erinnerungen aus meiner Kindheit und ein Zuhause befindet sich in Düsseldorf, meiner Wahlheimat mit allen Möglichkeiten, die mich meinem Traumleben ein Stück näher bringen.

 

Women empower Women, 

Kati