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Autorin Andrea Bruchwitz über „Perlen statt Plunder“, Mode und ästhetischen Minimalismus

Katharina: Liebe Andrea, erzähle uns kurz, wer du bist und was du machst.

Andrea Bruchwitz: Mein Leben dreht sich um die Schönheit des Wortes: Ich bin Schriftstellerin, Bloggerin und als Texterin für eine Kunstgalerie tätig. Davor habe ich eine Weile als Model gearbeitet, als ich bei meinem Freund in Asien gelebt habe.

Wirklich alles in meinem Leben hat etwas mit Ausdruck zutun – ich male, schreibe, blogge, poste, und nun konzentriere ich mich verstärkt auf das Bücherschreiben. Nach meinem ersten Buch Perlen statt Plunder ist schon das nächste Werk in Arbeit.

 

 

 

Katharina: Wie kam dir die Idee zum Buch Perlen statt Plunder?

Andrea: Ich bin in meinen Zwanzigern häufig umgezogen und habe gelernt, mich in regelmäßigen Abständen von unnötigem Krempel zu trennen. Das Konzept vom Minimalismus fand ich schon damals reizvoll, aber meine Faszination wurde dadurch gebremst, dass der klassische Minimalismus brutal klingt: Muss man wirklich alte Erbstücke wegschmeißen oder emotionale behaftete Geschenke von seiner besten Freundin entsorgen? Und mehr noch: Ich liebe Designermode und habe eine Schwäche für Vintage-Handtaschen, aber in vielen Minimalismus-Büchern gelten Besitztümer generell als „schlecht“.

Mit dieser lebensfernen Theorie konnte ich nicht viel anfangen, also habe ich in Perlen statt Plunder eine praktikablere Sichtweise vorgeschlagen: Lasst uns doch die schönen, hochwertigen und bedeutungsvollen Besitztümer ausselektieren und sie behalten, um uns daran zu erfreuen – und den restlichen (unbenutzten) Plunder in die Tonne hauen.

 

 

Autorin Andrea Bruchwitz

 

 

Katharina: Inwiefern gewinnt deiner Meinung nach das Leben an Qualität, wenn man nach dem Prinzip des ästhetischen Minimalismus lebt?

Andrea: Unsere Generation hat so hohe Erwartungen und bricht darunter regelrecht zusammen. Soziale Netzwerke wie Instagram propagieren falsche Idealvorstellungen – als müsse man jeden Tag rund um die Uhr shoppen, um das neueste Kleid oder die teuerste Handtasche zu ergattern. Dahinter möchte ich ein großes Fragezeichen setzen: Muss wirklich alles „angesagt“ und brandneu sein? Sollte man alles blind nachkaufen oder ist wahrer Stil woanders zu verorten?

Mode ist langwierig und unsere Besitztümer verdienen es, auserwählt, gewürdigt und wertgeschätzt zu werden. Warum sollen wir unter Massen von Kleidung ersticken, wenn wir unsere geliebten „Schätze“ in Szene setzen können? Das gilt nicht nur für Kleidung, sondern auch für unsere Freizeitbeschäftigungen, für unsere Gedanken, Freundschaften und Liebesbeziehungen. Wir haben begrenzte Ressourcen an Zeit und Energie, also sollten wir unnötigen Plunder aussortieren und Platz für die wertvollen Dinge schaffen. Die Endlosschleife „mehr Arbeit, mehr Geld und mehr Konsum“ treibt uns im Endeffekt nirgendwohin führt – außer in den Wahnsinn.

 

Katharina: Du beschäftigst dich stark mit dem Inneren des Menschen. Was spielt das Innere für eine Rolle?

Andrea:

 

Vor allem junge Frauen überladen sich mit ihren Ansprüchen und wollen es allen recht machen, á la „immer höher, immer schneller, immer weiter“.

 

Das ist meiner Meinung nach die falsche Herangehensweise, denn eigentlich müssten wir einmal kurz innehalten und uns fragen, was im Leben wirklich wichtig ist. Wohin soll die Reise eigentlich gehen? Unsere Lebenszeit ist streng bemessen und jede Sekunde in diesem Hamsterrad ist eine Sekunde zu viel.

Frauen zerbrechen sich häufig den Kopf darüber, was andere von ihnen denken, wer über sie getratscht hat oder was sie alles (noch) nicht besitzen. In meinem Buch rufe ich zu mehr Gelassenheit auf und gebe konkrete Tipps, um etwas leichtfüßiger durchs Leben zu gehen.

 

Katharina: Welche drei Dinge kann man heute tun, um minimalistischer zu leben und leichtfüßiger durchs Leben zu gehen?

Andrea: Erstens: Du kannst eine „Vielleicht-Box“ bauen. Sammle alle Kleidungsstücke, die du nicht mehr anziehst, in einem Karton und verstaue ihn 30 Tage zugeklebt in deinem Kleiderschrank. Danach kannst du überprüfen, welche Teile du nicht vermisst oder sogar schon vergessen hast. Ab in die Kleiderspende damit!

Zweitens: Du kannst deine Hausapotheke und deine Kosmetik entrümpeln. Ich liebe diesen Bereich, weil alles so unkompliziert und schnell geht. Weg mit abgelaufenen Pillen, angebrochenem Nasenspray, alten Augentropfen, offenen Pflastern, alten Mascaras, kaputtem Puder, steinhartem Nagellack und verschmierten Lippenstiften.

Drittens: Du kannst ab sofort mit der „Tüten-Regel“ anfangen. Was du durch deine Haustür in Tüten hineinträgst, musst du auch proportional wieder raustragen. Wenn du das nächste Mal mit einer großen Tüte voller Kleidung nach Hause kommst, dann fülle die gleiche (!) Tüte mit Kleidern oder Wohnaccessoires, die du entbehren kannst. Freunde, Nachbarn, Kollegen oder bedürftige Menschen freuen sich darüber!

 

 

Copyright: Andrea Bruchwitz

 

 

Katharina: Sehr spannende Tipps, danke dafür! Welche Tipps würdest du Frauen geben, die auch ein Buch veröffentlichen beziehungsweise selbst publizieren wollen?

Andrea: Ich wusste schon als Kind, dass ich einmal ein Buch schreiben werde. Dieser starke Wunsch hat sich durch mein ganzes Leben gezogen, allerdings wusste ich intuitiv, dass ich noch auf etwas warten muss. Auf diesen besonderen Aha-Moment, in dem etwas von alleine durch die Oberfläche durchbricht und hervorkommt. Von innen heraus. Dieser Moment mag bei einigen Frauen in den frühen Zwanzigern kommen, bei anderen mit Fünfzig, und bei mir kam er eben im letzten Jahr. Diese mächtige Bereitschaft ist enorm wichtig, und ich würde niemanden raten, davor einen Stift in die Hand zu nehmen.

 

Ich bin froh, dass ich auf meine Intuition gehört und mir Zeit gelassen habe.

 

Man schreibt ein gutes Buch nicht unter Zwang oder unter Zeitdruck, sondern weil etwas herausgelassen werden muss. Wenn du damit anfängst, dann begreifst du, dass dieses übermächtige „Etwas“ eine eigene Zeitrechnung hat und du dich hingeben musst. Das klingt zwar beängstigend, aber es ist ein wunderbares Gefühl.

Der zweite Punkt ist das Durchhaltevermögen, wenn der Zeitpunkt endlich gekommen ist: Sobald du weißt, dass du etwas zu sagen hast, musst du dich in die „Grube“ setzen und auch unter extremen Umständen arbeiten. Du musst bereit sein, etwas Größeres zuzulassen und es auch anzunehmen, trotz aller Zweifel und Blockaden. Meine besten Passagen sind an schwierigen Tagen, nach zwei Gläsern Rotwein oder nach Streitereien mit meinem Freund entstanden, und es gab einige Nächte, in denen ich das Buch an die Wand pfeffern wollte – aber ich habe immer gespürt, dass etwas Bedeutungsvolles dahintersteht und dass ich es vollenden möchte.

Ich denke, es ist wichtig, dass man sich seine „Grube“ in schwierigen Phasen gemütlich einrichtet und das höhere Ziel vor Augen behält. Dass man mit sprühendem Herzen dabei bleibt. Mein Gedanke war immer, dass sich die ganze Arbeit schon gelohnt hat, wenn ich nur einen einzigen Menschen mit meinen Worten berühren kann. Äußere Faktoren wie Verkaufszahlen, Reichweite oder Vergütungen sollten nicht die geringste Rolle spielen. Dann steckt das Herz nicht mehr drin und das Buch wird vermutlich schlecht.

 

 

Copyright: Yvonne Astrid Kressner

 

 

Katharina: Hast du ein Lieblingszitat? 

Andrea: Es gibt einen Klassiker von Wilhelm Busch:

 

„Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten.“

 

Das Zitat erinnert mich immer wieder daran, mein Herz in alles zu stecken, was ich anfasse. Ich werde am Sterbebett nicht daran denken, ob ich ein wichtiges Meeting verpasst oder ein großes Projekt versemmelt habe. Im Endeffekt zählen nur die schönen Momente mit Freunden, Familienmitgliedern oder mit Liebespartnern – eben die Momente, in denen man geliebt, gelacht, gestaunt hat. Die kleinen Katastrophen des Alltags verblassen und verschwinden mit der Zeit gänzlich aus unserem Gedächtnis.

Das zweite Zitat stammt vom Dalai Lama: „Gib denen, die du liebst, Flügel, um wegzufliegen. Wurzeln, um zurückzukommen und Gründe, um zu bleiben.“ Es sagt viel über das Wesen von wahrer Liebe aus und spielt eine wesentliche Rolle in meinem nächsten Buch.

 

Katharina: Was bedeutet Erfolg für dich?

Andrea: Erfolg hat für mich nichts mit messbaren Faktoren zu tun. Häufig sitzen gerade die Menschen, die in unserer Gesellschaft als „erfolgreich“ gelten, vor einem seelischen Scherbenhaufen.

 

Erfolg bedeutet für mich, seinen eigenen Weg mutig entlangzugehen und ihn zu verteidigen, wenn andere Menschen dir Steine in den Weg werfen.

 

Als erfolgreicher Mensch behältst du dein Ziel vor Augen und folgst gelassen deinem Herzen, ohne anderen Menschen dabei zu schaden. Du behältst ein offenes Ohr, blickst nach links und rechts, bleibst wissbegierig, tolerant und zugänglich. Ja, ich denke das ist das oberste Gebot von Erfolg: Das Herz bleibt am rechten Fleck, ganz egal, was auch passiert.

 

Katharina: Welche Bücher haben dich persönlich oder beruflich weitergebracht?

Andrea: Eckhart Tolle gehört zu meinen Lieblingsautoren, weil er dem Leser immer wieder bewusstmacht, was im Leben wirklich zählt: der jetzige Moment. Alles andere ist ohnehin außer Reichweite und nur ein schwammiger Film in unseren Gedanken.

 

 

 

 

Louise Hay und Rhonda Byrne haben spannende Ansätze und zeigen, dass man mit seinen Gedanken und seiner inneren Einstellung sein ganzes Leben lenkt. Sarah Knight tut allen Menschen gut, die sich zu viele Verpflichtungen aufhalsen und nur schwer „Nein“ sagen können. All diese Autoren kommen in Perlen statt Plunder an der einen oder anderen Stelle vor.

 

 

 

Katharina: Was würdest du einer jüngeren Andrea mit auf den Weg geben?

Andrea: Traue deiner inneren Stimme und folge so früh wie möglich deiner Intuition. Wenn du dich in etwas verrennst, dann renne nicht verbissen weiter gegen die gleiche Wand, sondern trete einen Schritt zurück und befreie dich aus deiner eingefahrenen Perspektive. Wenn dir etwas gegen den Strich geht und dir Bauchschmerzen bereitet, dann kehre der ganzen Sache den Rücken zu. Für alles andere ist das Leben zu kurz.

 

Katharina: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Andrea: Ich habe mir unzählige Jahre gewünscht, auf diese Frage endlich eine klare Antwort geben zu können – und nun habe ich sie: viele, viele Bücher schreiben.

 

Katharina: Ich danke dir, liebe Andrea, für das schöne Interview!

 

Du willst Andrea Bruchwitz noch besser kennen lernen? Hier findest du sie:

Instagram

@andreabruchwitz

Website

www.mindful-mag.com

Buch

Perlen statt Plunder