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Interview mit Jasmin Khezri: Illustratorin von IRMA, Art Director und Gründerin von IRMAS WORLD

Quelle: www.irmasworld.com

Kati: Liebe Jasmin, du bist die Erfinderin von IRMA und Gründerin von IRMAS WORLD. Erzähle uns doch ein bisschen davon, wie es dazu kam. 

Jasmin: IRMA ist der Name meiner Großmutter und als ich 1999 einen Credit für meine Illustrationen suchte, kam mir meine Großmutter in den Sinn. Sie sammelte afrikanische Kunst und Kostüme von Nina Ricci, wohnte in der Künstler Siedlung Schlagetter Stadt am Rhein in Düsseldorf und schien mir der perfekte Leitfaden für meine illustrierte Figur.

Anfänglich war IRMAS WORLD eine Art Portfolio, um meine Illustrationen zu zeigen und kurze Texte von meinen Reisen zu platzieren.

Bald kam meine noch heutige Agentin Taiko & Associates aus Tokio auf mich zu, als ich bei Marie-Claire Art Direktorin war und fragte nach dem Kontakt der Illustration IRMA.

Wir fanden schnell zueinander und ich bekam Aufträge in Tokyo, um dort Schaufenster Dekorationen für Hermes mit IRMA zu machen, andere Kunden aus Fashion & Beauty wie Celine in Paris, Clinique, Shiseido und Louis Vuitton folgten. Aber die Aufträge kamen alle aus dem Ausland.

Damals war Fashion Illustration in Deutschland noch nicht so verbreitet und als ich 2000 mit dem ersten Heft der deutschen Glamour meine monatliche Kolumne in einer deutschen Frauenzeitung hatte, war das sehr einzigartig.

Quelle: Instagram/@irmasworld

Ich hatte damals einen festen Vertrag bei einem deutschen Mode Handelshaus und die damalige Chefredakteurin Bettina Wündrich fragte mich, ob ich nicht auch für Glamour eine Kolumne machen könnte. Ich sagte: „Ich leider nicht, aber vielleicht IRMA“, und so entstand in Deutschland der erste digitale Autor.

Ich lebte damals in London und machte Interviews mit Stars und Models wie Heidi Klum, Paul Smith und andere Formate für monatliche Kolumnen mit IRMA.

Es folgte eine Schmuckkollektion mit IRMA exklusiv für CADA und eine langjährige Zusammenarbeit mit Theresa und myTheresa. Dort war IRMA in Schaufenstern, als Marketing Tool und auf T-Shirts zu sehen.

Quelle: Instragram/@irmasworld

Unsere Website irmasworld.com entwickelte sich parallel schon sehr früh in ein digitales Magazin und internationale Aufträge von Marken wie Celine, Azzaro und RMK Cosmetics, für die wir unter der Lizenz IW Produkte mit IRMA entwarfen, waren die perfekte Erweiterung von IRMAS WORLD. Eine Welt zum Anschauen und anfassen.

 

Kati: Ging dir das Zeichnen schon immer leicht von der Hand? Oder bedurfte es an Übung? 

Jasmin: Als Kind erkannte meine Mutter ein Zeichentalent, aber ehrlich gesagt zeichnete ich gar nicht so gerne. Erst als ich mein Schulabschluss in England machte und dort eine fantastische Kunstlehrerin hatte, war mir klar, ich möchte Kunst studieren.

 

Kati: Inwiefern hat sich IRMA über die Jahre entwickelt?

Quelle: Instagram/@irmasworld

Jasmin: Die ersten veröffentlichten Zeichnungen waren für die Rubrik von Axel Hacke in der Süddeutsche Zeitung, später zeichnete ich nur noch Frauenfiguren für das Jugendmagazin „Jetzt“, das wir 1993 für den Süddeutschen Verlag gründeten und wofür ich als Art Direktor einige Preise, wie zum Beispiel den Visual Lead Preis / Horizont und den Münchner Förderpreis erhalten habe.

IRMA war fester Bestandteil vom JETZT Jugendmagazin und gab dem Heft eine coole, moderne Handschrift. Der Stern beschrieb uns (unter anderem die Redakteure Rebecca Casati und Johanna Adorjan) als neues Girly Movement und ich zeichnete IRMA. Sie war damals definitiv ein Girly.

Die Zeichnungen haben sich extrem verändert, Irma hat jetzt weichere Linien, mehr Texturen, ein schöneres Gesicht. Ich denke das kommt davon, wenn man fast jeden Tag mehrere Stunden zeichnet und sich immer weiterentwickelt.

 

Kati: Zu welchem Zeitpunkt hast du geahnt, dass du mit IRMA richtig erfolgreich wirst? Gab es einen „Durchbruch“?

Quelle: Instagram/@irmasworld

Jasmin: Der Durchbruch kam, als ich durch die Entwicklung meiner Produkte für Luxusmarken, mit den Marketing Abteilungen der verschiedensten Unternehmen in Kontakt kam. Sie waren erstaunt, das ich zeichne und schreibe, beziehungsweise die Welt von und um IRMA mit internationalen Beiträgen und Interviews fülle.
Ich editierte und suchte mir mein eigenes Magazin zusammen und schrieb für Frauen wie mich, die gerne Neues entdeckten, das Außergewöhnliche suchen und spannende Menschen treffen. Ich kam wohl sehr authentisch rüber, da eben auch erst einmal alles aus einer/ meiner Hand kam und ich konnte IRMA so stricken wie ich es wollte.

Meine japanische Agentin brachte mich dann zusammen mit meinem Partner auf die Idee, nicht nur Illustrationen zu machen, sondern immer die gleiche Figur zu zeichnen und aus dieser Figur eine Marke zu kreieren.

Von Markenbildung wollte ich damals nichts wissen, beziehungsweise verstand auch nicht viel davon und sehr unbewusst entwickelte ich IRMAS WORLD, als Marke und digitales Magazin.

Quelle: Instagram/@irmasworld

Das war 2007 noch sehr einzigartig, besonders in Deutschland, da gab es so etwas gar nicht und das man damit Geld verdienen konnte, war unbegreiflich.

Meine ersten Kunden gaben mir kleine Aufträge, schickten mir Produkte oder luden mich zu Pressereisen ein, über die ich frei berichten konnte.

Ich setzte deren Produkt in IRMAS WORLD Advertorials um, mit Fotos die ich selber machte, Texte und natürlich IRMA, die Hauptfigur, um die sich alles dreht. Sie trug die Kleider, das Produkt bewegte sich in einem Umfeld, das dem Kunden entsprach und erzählte eine Geschichte, die informativ war und gleichzeitig zum träumen einlud.

Damals gab es keine Blogger oder Influencer und es war auch nicht wichtig, wer was von welcher Agentur bekam. Ich zeichnete alles was ich haben wollte oder cool fand an und um IRMA herum.

Wenn man einer der Ersten mit einer Idee ist, probiert man viel aus und experimentiert. Diese Zeit möchte ich nicht missen auch wenn nicht immer alles einfach und perfekt ablief, denn ich weiß jetzt genau was geht und auch warum es geht und schaue nicht, was machen die anderen und mache es in meinem Stil einfach nach.

Ich erfinde IRMA immer neu und immer weiter.

 

Kati: Wer oder was inspiriert dich am meisten für neue Illustrationen?

Quelle: Instagram/@irmasworld

Jasmin: Ich habe zwei Semester Textil Design studiert, daher kommt meine Leidenschaft für Farben und Prints. Ich mag Werbemittel aus den 60er Jahren, da sie etwas modernes, naives haben und Künstler, die ein stringentes Konzept haben, inspirieren mich.

 

Kati: Was macht dir am meisten Spaß an deiner Arbeit und was am wenigsten?

Jasmin: Am liebsten zeichne ich, mache Moodboards für neue Kunden oder führe Interviews mit interessanten Persönlichkeiten.
Die ganze technische Auswertung, Einstellung, etc. macht mir am wenigsten Spaß. Am Anfang musste ich mich noch stark damit befassen, jetzt haben wir ein Glück jemanden, der das beherrscht und gerne macht.

 

Kati: Was sind deine Lieblingsbücher, die dich in der Karriere und persönlich weitergebracht haben?

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Da gibt es sehr viele. Ich mag die Bücher der USA Schriftstellerin Joan Dido und Paula Fox und lese gerne Biographien. Die von Georgia O `Keefe, oder auch das Buch von Lucien Freud haben meine Arbeit sehr beeinflusst. Die Biographie von Eddie Sedgewick, Andi Warhols erste Muse in der FACTORY und „WIR DRUCKEN!“ von Katharine Graham, Herausgeberin der Washington Post, waren Bücher, die meine Arbeit beeinflusst haben

 

Kati: Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?

Jasmin: Ich stehe leider schon sehr früh auf. Um 6.30 Uhr beginnt mein Tag und ich mache das Frühstück für meine Kinder. Wenn Sie aus dem Haus gehen, gehe ich meistens zum Schwimmtraining in meinen Club, wo ich drei Mal die Woche schwimme, oder ich jogge mit unserem Hund an der Isar entlang.

Danach frühstücke ich, während ich auf meinem IPad Tagesnews lese und Emails beantworte. Zwischen 9.30 und 10.00 Uhr bin ich entweder in meinem Studio, wenn ich zeichne oder fotografiere oder in unserem Büro.

Quelle: Instagram/@irmasworld

Vormittags bin ich meistens im Büro, wo wir uns treffen, das sind 3-5 Mitarbeiter aus München. Unser Editor-at-Large Zoe Warncke sitzt in NY, wir telefonieren meistens erst am Nachmittag und unsere zweite Beauty Editor in Delhi, die anderen, freien Contributing Editors arbeiten ab und an für IW und sind in der ganzen Welt verstreut. Nach einem oft hektischen Vormittag mit Meetings, Telefonaten und Advertorial Planung gehe ich gegen 14.00 Uhr meistens zum Lunch.

Das verbinde ich oftmals mit einem Business Termin. Danach entweder nochmal ins Büro, oder am liebsten aber in mein Studio, wo am Nachmittag das Licht auch am schönsten ist. Dort zeichne ich, bereite Umsetzungen von Aufragen vor, oder überlege mir Konzepte für Kunden. Wenn das Wetter gut ist, gehe ich auch oft raus, setzte mich an die Isar und schreibe meine Artikel auf meinem Notebook. Wenn mir keine Idee für ein Projekt kommt, gehe ich mit unserem Hund Polly spazieren und wenn ich ein längeres Telefonat führe, fahre ich am liebsten mit dem Fahrrad im nördlichen Teil des Englischen Garten.
Ich empfinde Bewegung als kreativen Ansporn und meistens funktioniert das.

Quelle: Instagram/@irmasworld

Gegen 18.30 gehe ich oftmals einkaufen, am liebsten täglich, um etwas zu kochen auf das ich Lust habe. Dieses Ritual entspannt mich und bereitet mich auf meine Familie vor. Wir essen meistens am Abend zusammen. Die Zeit, die ich dann mit meinem Mann und den Kindern zusammen bin, ist mir sehr wichtig, da wir uns tagsüber nicht immer sehen.

Nach dem Abendessen gehe ich nochmal an den Schreibtisch, bereite den morgigen Tag vor, oder schreibe meine Editorials zu Ende, recherchiere neue Geschichten, oder kommuniziere mit meiner Agentin in Tokyo oder NYC. Bevor ich viel zu spät gegen 1.00 Uhr schlafen gehe, gehen mein Mann und ich nochmal mit dem Hund spazieren.

Quelle: Instagram/@irmasworld

Leider ist dieser geordnete Tagesablauf in letzter Zeit immer seltener, denn meistens bin ich oder wir unterwegs, oder auf Einladungen am Abend. Ich sehe diese Lebensphase positiv, da sie inspirierend ist und ich viel Neues erlebe. Regenerierend sind dann das ein oder andere Wochenende auf dem Land, wo ich zwar wieder viel zeichne, aber auch in unserem Garten arbeite und Freunde bekoche. Das ist meine schönste Zeit.

 

Kati: Was hättest du als Illustratorin und Frau gerne eher gewusst?

Jasmin: Man kann nicht früh genug anfangen einen strukturierten Ablauf in sein Leben zu bringen.

Damit meine ich keine langweilige Monotonie, sondern ein starkes Gerüst, aus dem man jeder Zeit rein und rausgehen kann, aber das einem immer Halt gibt.

 

Kati: Was macht dich als Jasmin so erfolgreich und was hebt dich von anderen ab?

Jasmin: Das kann ich gar nicht sagen. Ich habe schon früh im Ausland alleine gelebt. Mit 15 bin ich nach England ins Internat gegangen, das war damals sehr außergewöhnlich. Mit 19 nach Paris, wo ich auf der Parsons School angefangen habe Kunst zu studieren und mit 21 nach Los Angeles, wo ich meines Masters in Fine Art gemacht habe und Commnication Design an der Otis Parsons School studiert habe. Sich immer wieder mit neuen Herausforderungen, Menschen und Aufgaben einzulassen, ist eine Stärke von mir.

 

Quelle: Instagram/@irmasworld

Kati: Welchen Tipp würdest du Frauen geben, die auch als Illustratorin durchstarten wollen?

Jasmin: Man braucht glaube ich eine gute Kunstschule oder Uni, die einem eine gute Führung gibt, gerade wenn man sehr jung ist. Mich haben immer interessante Mentoren und Professoren begleitet, inspiriert und mir schließlich auch in meiner Karriere geholfen.

Natürlich braucht man Talent, Disziplin und ein wenig Wahnsinn, allerdings ohne Hilfe von anderen, ein bisschen Glück und zur richtigen Zeit am richtigen Fleck zu sein, geht gar nichts. Was nützt einem die beste Ausbildung, wenn man keine Passion hat?

Aber wie findet man wirklich heraus, ob man Potential hat? Ich denke man muss selbstkritisch sein und sich seine Kritiker gut aussuchen. Wenn man gerade erst anfängt, hilft einem eine gute Schule da sehr.

Außerdem hilft es, wenn man die Kunst, beziehungsweise das Zeichnen als Training sieht, jeden Tag 3-5 Stunden sind gut, mehr ist besser.

 

Quelle: Instagram/@irmasworld

Kati: Was ist für dich die wichtigste Eigenschaft, um erfolgreich zu sein?

Jasmin: Ich arbeite gerne mit Frauen, da mich Frauen inspirieren. Ich glaube meine Mitarbeiter erleben mich nicht als Boss, sondern als Sparring Partner, mir ist Kritik wichtig.

Da wir ein kleines Team sind müssen unsere Mitarbeiter viel mitringen. Passion, die Phantasie und das Verständnis, um zu sehen das IRMA der Boss ist beziehungsweise die Person, um die sich alles dreht und viel Multitasking.

Ich bin die einzige, die zeichnet, aber alles andere machen an sich immer alle und wer digital arbeitet muss Flexibilität und Weitsicht mitbringen.

 

Kati: Hast du ein Lieblingszitat oder Motto? Wenn ja, welches?

Ich habe keins. Bis auf manchmal, wenn ich wirklich müde bin, sag ich mir immer:

IRMA NEVER STOPS.

Das ist ein bisschen mein Leitmotiv: Wer bequem wird, verpasst vieles und zur Last werden dann die kleinsten Dinge.

 

Kati: Vielen lieben Dank, Jasmin für das schöne Interview!

 

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